Sonntag, 3. April 2011

wissenschaftliche Studien beweisen



Wenn es hämmert im Hirn, haben die wenigsten Menschen Lust auf Sport. Doch gerade bei Kopfschmerzen empfiehlt sich körperliche Betätigung. Neben Laufen helfen auch Kung-Fu, Tai Chi und Sex.
Die Schmerztabletten immer griffbereit, den Eispack stets im Kühlschrank – Kopfschmerzpatienten sind allzeit gerüstet für die nächste Attacke. Wenn sie kommt, zieht es, hämmert, brummt, sticht, als ob ein Schlagbohrer am Werk wäre oder der Kopf in einem Schraubstock steckte.


Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft verzeichnet allein acht Millionen Migränepatienten und mindestens zwei Millionen, die unter täglichen Kopfschmerzen leiden. Gelegentlich auftretende Attacken nicht mitgezählt. Doch der Griff zur Schmerztablette ist nicht ganz unbedenklich. Wer zu viel nimmt, läuft Gefahr, dass die Schmerzen chronisch werden. Ein Teufelskreis, dem man nur schwer entkommen kann.


Um dem Brummschädel zuvorzukommen, empfehlen sich nicht nur ausreichend Flüssigkeit und viel Sauerstoff, sondern auch Bewegung. Zum einen beugt Sport Übergewicht und damit Kopfschmerzen vor. Denn wer viel Bauchfett hat, erhöht damit auch das Risiko, chronische Kopfschmerzen zu entwickeln. Das belegte eine US-Studie Anfang 2009. Zum anderen bewirkt Sport Prozesse im Körper, die vor Kopfweh schützen oder gar Schmerzen lindern können.
Ausdauersport ist schon seit längerem ein wichtiger Bestandteil fachübergreifender Therapieprogramme, die verschiedene Aspekte wie Gesprächsrunden, Stressbewältigung, medikamentöse Therapie und Trainingstherapie miteinander vereinen. Sowohl medizinische Untersuchungen als auch das positive Feedback der Patienten bestätigen diese Form der Therapie.

Ob Sport allein auch als Kopfschmerzkiller wirkt, haben schwedische Forscher in einer Langzeitstudie untersucht. Über einen Zeitraum von 24 Jahren wertete die Leiterin der Studie, Emma Varkey vom Cephalea Headache Centre in Göteborg, die Angaben von 68 0000 Teilnehmern zu ihrer sportlichen Aktivität und Kopfschmerzhäufigkeit aus. Es zeigte sich, dass Unsportliche ein stärkeres Risiko haben, Kopfschmerzen zu bekommen als Aktive. Außerdem schienen Menschen, die an Migräne leiden, weniger sportlich aktiv zu sein, eventuell aus Angst, durch Sport einen neuen Anfall zu riskieren. Ein spezielles Trainingsprogramm sollte daraufhin testen, wie Sport sich auf Migräne auswirkt. Ergebnis: Die 26 untersuchten Patienten hatten bis auf eine Ausnahme weniger Attacken, schwächere Symptome und benötigten weniger Medikamente.

Endorphine machen glücklich

Was passiert also bei sportlicher Betätigung im Gehirn? Diese Frage haben sich Forscher der Technischen Universität München und der Universität Bonn in ihrer Studie von 2008 gestellt. Mithilfe einer radioaktiven Substanz, dem [18F] Diprenorphin, untersuchten sie die Opiat-Rezeptoren im Gehirn von Langstreckenläufern vor und nach einem Zwei-Stunden-Lauf. Sie stellten fest, dass die Diprenorphine nach dem Ausdauerlauf sich nicht an die Rezeptoren binden konnten, weil körpereigene Endorphine diese schon besetzten. Damit konnten sie nachweisen, dass bei Sport tatsächlich Endorphine ausgeschüttet würden, wie die Forscher schon lange vermuteten.

Und noch etwas stellten die Wissenschaftler fest: Die Endorphine wurden überwiegend in Hirnregionen ausgeschüttet, die dafür zuständig sind, Emotionen und Schmerzempfinden zu verarbeiten. Damit ist zum einen das Phänomen des „Runner’s High“ geklärt, ein Hochgefühl, von dem Sportler nach Ausdauerläufen häufig berichten. Zum anderen hat das Ergebnis direkten Einfluss auf die Schmerzforschung. Da Endorphine die Schmerzweiterleitung und -verarbeitung beeinflussen und so Schmerzen unterdrücken, könnte das der Grund sein, warum Ausdauersport sich bei Kopfschmerzpatienten bewährt hat.

Quelle: von FOCUS-Online-Autorin Stefanie Kimler

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